Maker Porträt: CHRISTOPHE VERMEERSCH DEFINIERT GEMÜSEANBAU NEU

Christophe Vermeersch, Gründer von Everleaf, ist mehr als nur ein Maker – er ist ein Visionär. Sein hydroponischer Indoor-Garten ermöglicht Gemüsezucht ohne Garten oder Balkon. 

Im Interview erzählt er uns, wie er in nur knapp 1,5 Jahren von der Idee zum serienreifen Produkt gelangte und welche Rolle das Happylab dabei gespielt hat. Für Christophe ist Everleaf Garden mehr als nur ein Produkt. Es ist seine Mission, zu einer gesünderen und nachhaltigeren Lebensweise beizutragen. 

Christophe von Everleaf

Was macht dich zu einem Maker? 

Christophe: Ich würde sagen, meine Herangehensweise ist definitiv die eines Makers. Ich habe ihm August 2022 damit begonnen, die Idee eines Indoor-Gartens zu entwickeln, um jedem und jeder zu ermöglichen, eigenes Gemüse zu Hause anzubauen. Auf einfachste Art und Weise mit einem Garten, der so automatisiert wie möglich ist. Und dazu habe ich auf die Schnelle aus dem Bauhaus Teile zusammengesucht und -geschnitten und -gesägt, um zu testen, wie so etwas mit Abflussrohren aussehen könnte.  Ich habe also einfach mal gemacht, würde ich sagen. Ich glaube, das macht einen Maker aus, dass er nicht lange überlegt, ob das so eine gute Idee ist oder nicht, sondern mal probiert und schaut, was dabei rauskommt. Das war meine Herangehensweise und ich glaube, die ist auch ganz gut gelungen.

Erzähl uns doch bitte ein wenig über deinen Hintergrund. 

Christophe: Ich habe einen Bachelor in Aviation Management gemacht. Damals wollte ich noch Pilot werden und in der Airline Branche Fuß fassen. Dann habe ich mich aber dazu entschieden, einen Management Master dranzuhängen, um ein breiteres Management-Spektrum kennenzulernen. 

Nach dem Masterstudium habe ich in Deutschland mein erstes Unternehmen gegründet. Das war eine Möbelvermietung, über die sich Leute, die nur für einen gewissen Zeitraum irgendwo wohnen, Möbel mieten konnten. Danach hatte ich verschiedene Positionen im Marketing bei großen Firmen. Das habe ich sehr gerne gemacht. Aber mir hat der nachhaltige Aspekt gefehlt. Den konnte ich dann in Österreich bei einer Firma integrieren, die sich mit Vertical Farming beschäftigt und Produkte wie Micro Greens und innovative Salate anbaut und vermarktet. Dort habe ich den B2C-Bereich aufgebaut. Allerdings war das sehr herausfordernd, da die Produktion sehr teuer ist. Mit der Energiekrise hat sich das alles noch weiter verschärft. Da habe ich beschlossen, wieder etwas Eigenes zu machen. 

Du hast dann ein ganz besonderes Produkt entwickelt - Everleaf Garden. Was ist die Idee dahinter?  

Christophe: Ich wollte einen Beitrag leisten, gegen die Lebensmittelverschwendung und für eine bessere Ernährung. Und in diesen Bereichen habe ich mir dann unterschiedliche Business Modelle angeschaut. Der Gedanke war, etwas zu schaffen, das eine moderne Selbstversorgung möglich macht – auch wenn kein Balkon oder Garten zur Verfügung steht. Natürlich kann man mit einem Indoor-Garten wie den Everleaf Garden nicht die herkömmliche Gemüseproduktion ersetzen. Aber man leistet zumindest einen kleinen Beitrag, mehr Lebensmittel zu produzieren, die vielleicht helfen, dann weniger Wälder für Ackerflächen zu roden. 

Everleaf Garden ist ein hydroponischer Garten und im Endeffekt sehr einfach aufgebaut. Es ist eine Pumpe mit einer LED-Leiste, die zwei Pflanzensäulen beleuchtet. Hydroponik bedeutet, dass es keine Erde braucht. Die Pflanzenwurzeln hängen quasi frei und werden direkt bewässert. Gemüse, Kräuter und Blumen wachsen so deutlich schneller als in der Erde, weil mehr Sauerstoff aufgenommen werden kann. Außerdem verbraucht diese Anbauweise 95% weniger Wasser als die herkömmliche Landwirtschaft und ist so um einiges nachhaltiger. Unsere Hydroponik-Technologie haben wir mittlerweile sogar patentieren lassen. Die Säulen lassen das Wasser über spezielle Innenbahnen geräuschlos abfallen, was für den Hausgebrauch besonders vorteilhaft ist. 

Im Everleaf Garden können bis zu 24 Pflanzen gleichzeitig wachsen – und das auf kleinstem Raum. Ich brauche nur eine Fläche, die so groß ist wie eine Stehlampe – also nicht mehr als 45 Zentimeter im Durchmesser. Man kann Tomaten, Gurken, Paprika, Kopfsalat, alle möglichen Kräuter usw. anbauen und diese dann das ganze Jahr über ernten, auch im Winter. 

Wie hast du das Happylab in der Entwicklung von Everleaf genutzt? 

Christophe: In der ersten Phase habe ich viel selber gesägt und geklebt und mal geschaut, wie es aussehen könnte. Dann habe ich mit einem Konstruktionsbüro aus Wien gearbeitet, die für mich die ganzen CAD-Modelle gezeichnet haben. Im Herbst 2022 war ich schließlich auf der Suche nach einem Makerspace, in dem ich arbeiten kann, und bin auf das Happylab gestoßen. 

Die ersten Prototypen habe ich dann alle im Happylab gebaut, vor allem sehr viel 3-D-gedruckt. Und dann habe ich auch alle Iterationen hier gemacht. Denn ich habe sehr viel auch selbst angepasst. 

Ich weiß nicht, wie viele 3D-Drucke ich gemacht habe. Aber wenn ich es hochrechnen müsste, wären es sicher mehrere tausend Stunden, die ich gedruckt habe. 

Ohne die Möglichkeiten hier, hätte ich es nicht umsetzen können. Spritzguss als Alternative wäre viel zu teuer gekommen. So konnte ich mich relativ kostengünstig vorantasten und ziemlich schnell ein Produkt bis zur Serienreife bringen. 

Welche Maschinen hast du bei deiner Arbeit benutzt? 

Christophe: Am häufigsten habe ich definitiv die 3D-Drucker und die CNC-Fräse genutzt. Aber auch allerhand Werkzeuge aus der Hobby Werkstatt, den Laser Cutter oder den Plotter. Und auch im Finishing Raum habe ich ein wenig herumexperimentiert. 

Gab es Herausforderungen beim Entwicklungsprozess? 

Christophe: Die größte Herausforderung war eine rechtliche. Es gab Probleme mit einem Mitbewerber und ich musste das Design anpassen, obwohl wir schon sehr weit im Produktionsprozess fortgeschritten waren. Das hat einige Monate gekostet und war sehr anstrengend. 

Bei der Entwicklung der Prototypen gab es tatsächlich wenige Schwierigkeiten. Es hat von Anfang an alles sehr gut funktioniert. Ich hatte Glück. Wer weiß, ob ich weitergemacht hätte, wenn es nicht so gut geklappt hätte. Der Vorteil war natürlich, dass ich von Anfang an mit professionellen Ingenieuren zusammengearbeitet habe. 

Und wenn ich Fragen zu Maschinen hatte, war Lukas mein Number 1-Ansprechpartner hier im Happylab. Er ist ein absoluter Experte, was 3D-Druck und CNC-Fräse angeht und weiß immer eine Lösung für jegliche Probleme. 

Im Februar 2024 warst du bei 2 Minuten - 2 Millionen und hast ein Investment bekommen. Wie war diese Erfahrung? 

Christophe: Es war sehr aufregend und auch interessant zu sehen, wie so eine TV-Show überhaupt abläuft. Ich war auch sehr nervös und habe mich über einen Monat lang auf diesen Pitch vorbereitet und hätte im Schlaf alles aufsagen können. Ich wollte unbedingt souverän wirken. Zum Glück ist alles gut gegangen und ich habe dann auch das Investment bekommen. 

Natürlich waren ein paar Investoren kritisch, weil ähnliche Produkte am Markt gescheitert sind. Aber mein Produkt ist eben anders aufgebaut – sehr minimalistisch, leistbar und einfach in der Handhabung. 
 
Was bedeutet das nun für dein Unternehmen?  

Christophe: Einerseits ist natürlich der finanzielle Aspekt gerade jetzt in der Gründungsphase eine große Unterstützung. Michael Grabner ist als Medienprofi aber auch sehr gut vernetzt – das wird mir hoffentlich Türen öffnen und bei der Produktplatzierung und Vermarktung helfen. Wir treffen uns jedenfalls regelmäßig, tauschen uns aus und haben schon viele Ideen geboren.

Was würdest du Menschen raten, die eine Idee haben und gerne ein Produkt entwickeln möchten, aber nicht so recht wissen, wo sie anfangen sollen? 

Christophe: Ich hatte ja schon Start-up-Erfahrung und habe aus meinen Fehlern gelernt. Wichtig ist auf jeden Fall, so schnell wie möglich seine Idee zu validieren. Also gibt es überhaupt einen Markt dafür? Sind Leute bereit, einen gewissen Preis dafür zu bezahlen? Das funktioniert heutzutage gut mit Online-Marketing-Tools. Also Landing Page bauen, Werbung schalten und Leads generieren etc. 

Und auf der anderen Seite sollte man natürlich das Produkt so schnell und kostengünstig wie möglich entwickeln und Leute testen lassen. Spezielle Features sind nice to have, aber schrauben auch die Kosten in die Höhe. Also lieber einfacher beginnen. 

Wie schauen deine Pläne für die Zukunft aus? 

Christophe: Die nächsten Monate fokussiere ich mich auf Produktion und Auslieferung. Die Leute, die jetzt die ersten Everleaf Gardens erhalten, sollen eine Erfahrung bekommen, die hoffentlich mehr als zufriedenstellend ist. Ideal wäre natürlich, wenn sich dadurch ein organisches Wachstum entwickelt. Gleichzeitig steht auch wieder eine Finanzierungsrunde an, um die Vermarktung und die nächsten Produktchargen finanzieren zu können. 

Langfristig ist mein Ziel mit Everleaf eine Produktpalette zu entwickeln, die nicht nur für indoor, sondern auch für outdoor Produkte bereitstellt und Leute weiter dazu animiert, ihr eigenes Gemüse anzubauen. In dieser Richtung gibt es sehr viele Ideen, Produkterweiterungen zu machen. Prototypen werde ich dann bestimmt wieder im Happylab entwickeln. 

Meine Vision ist, dass Everleaf einmal das gesamte Stadtbild prägt und grüner gestaltet. Und gleichzeitig auch Menschen dabei hilft, sich gesünder und nachhaltiger zu ernähren. 

 

Danke für das Gespräch, Christophe, und viel Erfolg für eine grüne Zukunft!